Wer ein Buch schreiben will, steht früher oder später vor einer grundlegenden Frage: Planen oder einfach loslegen? Die einen schwören auf minutiös ausgearbeitete Plots, die anderen folgen dem berühmten Rat von Stephen King: „Stories are found things, like fossils in the ground.“ Zwei Wege – ein Ziel. Doch welcher Schreibtyp steckt in dir?
In diesem Artikel vergleiche ich die beiden Schreibansätze Plotten und Drauflosschreiben (auch „Discovery Writing“ genannt) und zeige dir, worin ihre jeweiligen Stärken und Schwächen liegen. Am Ende hast du hoffentlich eine bessere Idee davon, welcher Weg besser zu deinem Schreibstil passt – oder ob du sogar beides kombinieren kannst.
Was bedeutet Plotten beim Schreiben?
Plotten heißt: planen. Wer plottet, überlegt sich vor dem eigentlichen Schreiben den Verlauf der Geschichte – meist Szene für Szene. Dabei entstehen Konzepte wie Exposés, Kapitelübersichten oder detaillierte Handlungsstränge. Der Plot ist quasi das Gerüst, das der Geschichte Struktur gibt.
Vorteile des Plottens:
- Klarer Überblick: Du weißt jederzeit, wo du dich in der Geschichte befindest und was als Nächstes passiert.
- Bessere Kontrolle über Struktur: Spannungsbögen, Foreshadowing und Charakterentwicklungen lassen sich gezielt steuern.
- Weniger Schreibblockaden: Wer weiß, was er schreiben will, hat seltener mit leeren Seiten zu kämpfen.
- Hilfreich bei komplexen Geschichten: Wenn viele Handlungsstränge oder Figuren ins Spiel kommen, ist ein Plot oft unverzichtbar.
Nachteile des Plottens:
- Zeitaufwendig: Die Planung kann genauso lange dauern wie das Schreiben selbst – oder sogar länger.
- Gefahr der kreativen Starre: Manche fühlen sich durch den Plan eingeschränkt und verlieren die Lust am Schreiben.
- Mangel an Spontaneität: Unerwartete Wendungen oder neue Ideen lassen sich schwerer integrieren.

Was ist Drauflosschreiben?
Drauflosschreiben – oft auch als „Discovery Writing“, „Pantsing“ (von „by the seat of your pants“) oder „intuitives Schreiben“ bezeichnet – bedeutet, einfach loszulegen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Die Geschichte entsteht während des Schreibprozesses.
Vorteile des Drauflosschreibens:
- Kreative Freiheit: Ideen und Wendungen entstehen oft spontan und überraschen sogar dich selbst.
- Motivation durch Entdeckung: Die Geschichte entwickelt sich dynamisch – das kann extrem motivierend sein.
- Weniger Vorbereitungszeit: Du kannst sofort starten, sobald dich die Schreiblust packt.
Nachteile des Drauflosschreibens:
- Strukturelle Schwächen: Ohne Plan kann die Handlung ausufern, Spannungsbögen können flach oder unlogisch werden.
- Aufwendiges Überarbeiten: Was beim Plotten vorab geklärt wird, muss beim Drauflosschreiben oft im Nachhinein mühsam überarbeitet werden.
- Gefahr des Verzettelns: Ohne Orientierung verliert man sich leicht in Nebenhandlungen oder „sprechenden Szenen“, die nichts zur Geschichte beitragen.
Die meisten Autoren positionieren sich irgendwo auf einem Spektrum zwischen Plotter und Pantser. Nur wenige sind extreme Vertreter eines der beiden Lager. Manche schreiben grobe Kapitelübersichten, lassen sich aber beim Schreiben Freiheiten. Andere schreiben einfach drauflos – und plotten dann beim Überarbeiten.
Wichtiger als die Methode ist, dass sie zu dir passt.
Welcher Schreibtyp bist du?
Wenn du noch unsicher bist, ob du eher plotten oder drauflosschreiben solltest, helfen dir vielleicht folgende Fragen:
Du neigst eher zum Plotten, wenn …
- du gerne Listen, Tabellen und Mindmaps erstellst.
- du beim Schreiben oft das Gefühl hast, „den Faden zu verlieren“.
- du beim Überarbeiten wenig Zeit verschwenden willst.
- du gerne im Voraus weißt, worauf du hinarbeitest.
Du fühlst dich beim Drauflosschreiben wohler, wenn …
- du dich beim Planen schnell langweilst.
- du das Gefühl hast, deine besten Ideen kommen spontan.
- du Schreiben als Entdeckungsreise empfindest.
- du keine Angst hast, beim Überarbeiten kräftig umzustrukturieren.
Die hybride Lösung: das Beste aus beiden Welten
Viele Autorinnen arbeiten mit einer Mischform. Sie plotten grob – etwa Anfang, Wendepunkte und Ende – und lassen sich dazwischen viel Raum für spontane Entwicklungen. Das gibt Struktur, ohne die Kreativität zu blockieren.
Ein Beispiel: Du definierst zuerst die wichtigsten Stationen deiner Geschichte (z. B. Held trifft Mentor, erste Konfrontation, Tiefpunkt, Finale) und füllst die Zwischenräume beim Schreiben aus. Diese Methode eignet sich besonders gut, wenn du einerseits effizient arbeiten, aber nicht auf Überraschungsmomente verzichten willst.
Ob du planst oder improvisierst – wichtig ist, dass du schreibst. Beide Methoden haben ihre Berechtigung, ihre Vorteile und ihre Herausforderungen. Wenn du noch am Anfang stehst, lohnt es sich, beides auszuprobieren. Schreib einmal ein Kapitel mit vorherigem Plot – und eines ganz ohne Vorbereitung. Du wirst schnell merken, welche Methode dir besser liegt.
1 thought on “Plotten vs. Drauflosschreiben – Was passt besser zu dir?”